Als Gärtner in zweiter Generation und studierter Gartendesigner kann Joerma Biernath sensibel mit Pflanzen umgehen, diesen stillen Darstellern in Feld und Flur. Und so wie es im Gartendesign nicht darum geht, eine Blume neben der anderen zu parken, so genügt es für einen guten Gin nicht, einfach ein paar Kräuter in den Kessel zu werfen und ihn anzuheizen.
Beim Komponieren des individuellen Gin-Geschmacks gilt es, die richtige Mischung von hochwertigen Botanicals zum perfekten Zeitpunkt in den Destillationsprozess einzubringen.
Bis dahin war es für Hannover Gin ein langer Weg. Er begann mit der zeitaufwändigen Suche nach der perfekten Destille – es sollte auf keinen Fall ein fabrikneuer Kessel von der Stange sein. Schließlich wurde eine bildhübsche Kolonnen-Destille gefunden, Baujahr 1967, mit 50 Jahren Brennarbeit auf dem Buckel, die es so wohl kein zweites Mal gibt. Da lohnte sich der Aufwand, sie in Hannovers Nordstadt zu transportieren und betriebsbereit zu machen.
Das „Machen vor Ort“ steht für die Leute von Hannover Gin im Mittelpunkt. Die Macher, erfahrene Kräutersammler und pflanzenkundige Brennarbeiter, besorgen die zum Teil geheim gehaltenen Botanicals und mischen sie geschmackvoll ab.
Je nach Jahreszeit wird ein Teil der Botanicals sorgfältig und mit geübtem Blick lokal entlang der Uferlinien des Maschsees, in den Leineauen sowie in Europas größtem Stadtwald, der Eilenriede, gesammelt. Weitere Kräuter und Zutaten gibt es aus Gärten und Dachgärten oder auf Balkonen in der ganzen Stadt und der Region. Und natürlich auch aus dem eigenen Roof Top Garden!
Doch für den reichen Geschmack des Hannover Gin braucht es mehr: Die frisch gesammelten Botanicals werden ergänzt um edle Zutaten von überall auf der Welt – die Hannover Botanical Library umfasst inzwischen über 200 Zutaten.
Über Nacht werden diese Schätze im Kessel in Alkohol und Wasser eingelegt. Bevor dann der Behälter am nächsten Tag angeheizt wird, werden im oberen Bereich weitere ausgewählte Zutaten in einem Basket eingehängt. Der aufsteigende Dampf durchströmt den Basket, nimmt die Geschmacksstoffe sowie ätherischen Öle auf und bringt so ihre Aromen in den Destillationsprozess ein.
Gegen Ende des Destillationsverfahrens besteht die Kunst darin, den schmackhaften Anteil des Destillats zu gewinnen und dabei „Head“ und „Tail“ (Anfangs- und Schlussproduktion) klar herauszutrennen. Um in den Hannover Gin seine unschlagbare Tiefe und seinen Bass hineinzubekommen, werden allerdings die Regeln bewusst gebrochen. Ein Teil des herausgetrennten „Tails“ wird wieder dazu gegeben.
Durch ehrliche Handarbeit entsteht so aus guten, einfachen Zutaten etwas Wertvolles.